Nach seinem mehrfach ausgezeichneten Drama Revanche erzählt Götz Spielmann wieder eine Geschichte aus der österreichischen Provinz:
Und wieder schafft er es scheinbar mühelos, vor einer typischen Landschaft eine archetypische Story zu entfalten: bildgewaltig, eindringlich und grandios gespielt - und schon bei der Premiere beim Filmfestival von Toronto einhellig bejubelt.
Skip, Oktober 2013
Kurt Zechner
Für zwei ungleiche Schwestern - Fernsehstar (Nora von Waldstätten) und Hausfrau am Land (Ursula Strauß) - kommt es am Krankenbett des Vaters (Peter Simonischek) zur lange überfälligen Konfrontation: atmosphärisches Familiendrama von Götz Spielmann (Revanche).
Bekannt aus Funk und Fernsehen. Die schöne Sonja (Nora von Waldstätten) ist schon früh aus ihrem österreichischen Heimatdorf ausgezogen, um Schauspielerin zu werden. Und tatsächlich hat sie mit Glück, Talent und viel harter Arbeit die Welt erobert - oder zumindest einen Teil davon. Jetzt lebt sie in Berlin, ist Anfang 30 und Fernsehstar. Glamourös, umjubelt, begehrt - aber abends daheim im Luxus-Appartement, mutterseelenallein und bittereinsam, träumt sie von echter Liebe und Geborgenheit.
Allein sein, das ist etwas, was Sonjas ältere Schwester Verena (Ursula Strauss) nur selten genießt. Die Hausfrau und Mutter ist nie aus dem kleinen Kaff ihrer Kindheit weggezogen und lebt mit Kind, ihrem hingebungsvollen Ehemann Michael (Johannes Zeiler) und gemeinsam mit dem Vater (Peter Simonischek) in ihrem Elternhaus, ein einstmals gutgehendes Landwirtshaus. Die Mutter ist vor Jahren gestorben, das ehemalige Gasthaus ist mittlerweile ein viel zu großer, verstaubender, bedrückender alter Kasten. Ihre Kicks holt sich Verena in einer leidenschaftlichen Affäre mit dem hiesigen Landarzt (Sebastian Koch) - und träumt sehnsüchtig von einem anderen, aufregenderen Leben.
Dann spricht das Herz. Des Vaters Herz - er hat einen Infarkt, den er nur knapp überlebt. Der einstmals stolze Patriarch ist nun offiziell ein kranker, alter Mann, wie ein Baum, den der Blitz getroffen hat. Voll Sorge und Pflichtgefühl kommt nun auch Sonja zurück ins Heimatdorf. Ein schwieriges Wiedersehen, das lang verdrängte Konflikte an die Oberfläche schwemmt. Wenn die exotische Sonja wie ein Paradiesvogel durch die Provinz schwebt und ihr alle Blicke folgen, dann wächst in Verena die Eifersucht auf das, was sie nie erleben konnte, sie ist ja nie hinausgekommen aus diesem Nest. Und wenn Sonja wiederum miterlebt, wieviel Liebe Verena von ihrer Umwelt entgegenschlägt und wie vertraut sie mit dem Vater umgeht, dann fühlt sie sich wieder wie das Kind, das keiner will … Und der ehemals starrsinnige Vater merkt nach seiner Nahtoderfahrung, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt, um Frieden zu schließen: Zwischen seinen Töchtern, sich selbst und dem Geheimnis, das er seit Jahrzehnten bewahrt.
Nach seinem mehrfach ausgezeichneten Drama Revanche erzählt Götz Spielmann wieder eine Geschichte aus der österreichischen Provinz: Und wieder schafft er es scheinbar mühelos, vor einer typischen Landschaft eine archetypische Story zu entfalten: bildgewaltig, eindringlich und grandios gespielt - und schon bei der Premiere beim Filmfestival von Toronto einhellig bejubelt.